Balance im Fokus: Expertin Christine Gaetz-Kettner über die Kraft von Autophagie beim Fasten

Wir haben erkannt: Nach der Fastenzeit ist vor der Fastenzeit, denn eines lehrt uns die Zeit des Verzichts: Achtsamer mit dem eigenen Körper umzugehen. Wir lernen, unseren Körper besser zu verstehen, auf seine Bedürfnisse zu hören und bewusster zu leben.

Autophagie, ein faszinierender Reinigungsmechanismus auf zellulärer Ebene, ist ein Begriff, der immer öfter fällt. Ebenso bekannt ist das intermittierende Fasten als eine weit verbreitete Methode, um autophagische Prozesse im Körper zu fördern. Die Kombination aus Autophagie mit dem basischen Fasten sind nicht nur Wege zur körperlichen Reinigung, sondern auch Einladungen zur Selbstreflexion und Selbstfürsorge. Indem wir uns bewusst entscheiden, unserem Körper Pausen zu gönnen und ihn zu unterstützen, fördern wir nicht nur unsere Gesundheit, sondern auch unser Wohlbefinden und unsere innere Balance.

Wir haben die renommierte Expertin Christine Gaetz-Kettner zum Interview getroffen, um mehr darüber zu erfahren, wie autophagisches Fasten unseren Körper beeinflusst und welche Rolle Basen dabei spielen.

Ökopharm44®: Wie sind Sie zum Fasten gekommen?

Christine Gaetz-Kettner: 2007 habe ich zum ersten Mal eine Fastenwoche gebucht und entdeckte nach nur wenigen Tagen eine neue Leidenschaft – das Fasten. Mein Energielevel war damals durch Job und Familie mit 3 kleinen Kindern fast völlig bei Null, und ich brauchte unbedingt eine Auszeit nur für mich. Seitdem habe ich kein Jahr mehr darauf verzichtet und genieße es, wie es meiner Gesundheit, meinem Körper und meiner Seele nachhaltig guttut. Nach über 27 Jahren in der Finanzwirtschaft habe ich 2018 den Sprung in die Selbstständigkeit gemacht und darf seither viele Menschen auf ihren ganz individuellen Fastenreisen begleiten.

Ökopharm44®: Wie genau funktioniert der Mechanismus der Autophagie im menschlichen Körper und welche Rolle spielt sie beim Fasten?

Christine Gaetz-Kettner: 2016 erging der Medizinnobelpreis an den japanischen Zellbiologen Yoshinori Ohsumi für seine Arbeit über den natürlichen Abbauprozess in den Zellen, die Autophagie (aus dem Griechischen für „autophagos“ = sich selbst verzehrend). In Österreich betreibt seit vielen Jahren Univ.-Prof. Dr. Frank Madeo eine groß angelegte Studie über die Vorzüge von Autophagie in Kombination mit Fasten. Dass beim Fasten und bei einer Nahrungsabstinenz von mindestens 16 Stunden der regenerierende Prozess im Körper ausgelöst wird, ist mittlerweile bekannt.

Ökopharm44®: Welche Vorteile bietet die Aktivierung der Autophagie während des Fastens für die Gesundheit und das Wohlbefinden?

Christine Gaetz-Kettner: Entfällt bei einer freiwilligen Essenspause von 16 Stunden oder mehr die Energiezufuhr von außen, beginnen unsere Zellen, eigene Zellen, aber auch Zellmüll, zu verdauen und zur Energiegewinnung heranzuziehen. Die Körperweisheit sorgt dafür, dass abgestorbene und kaputte Zellen vertilgt und geschädigte Zellbestandteile abgebaut werden. Das wirkt sich zellverjüngend und regenerierend aus. Der Zellrecyclingprozess wirkt wie eine Gesundungs- und Verjüngungskur auf unsere Zellen und somit auch auf unseren Körper.

Ökopharm44®: Welche Unterschiede gibt es zwischen der Autophagie während des Fastens und in einem normalen Ernährungszustand?

Christine Gaetz-Kettner: Beim Autophagiefasten achten wir bewusst darauf, was und wie viel wir essen. Um einen extra Vorteil für unsere Gesundheit zu erzielen, verwenden wir für unsere Mahlzeiten fast ausschließlich basenbildende Nahrungsmittel.  Diese sind leicht verdaulich und sorgen für ein gutes Sättigungsgefühl.

Ökopharm44®: Welche Vorteile bringt die Verbindung der Autophagie mit basischer Ernährung?

Christine Gaetz-Kettner: Nachdem unser Körper Basen nicht von selbst bilden kann, können wir ihn mit basenüberschüssigen Mahlzeiten unterstützen, damit unsere Organe reibungslos funktionieren können und er beim täglichen Ausgleich seines Mineralstoffhaushalts keine Schwierigkeiten hat. Gleichzeitig werden damit unsere Basendepots wieder aufgefüllt und mögliche Anzeichen, die auf eine Übersäuerung zurückgeführt werden können, verbessern sich oder verschwinden sogar.

Diese Maßnahme machen wir uns beim Intervallfasten natürlich zu Gute. Oft bemerkt man schon nach wenigen Tagen eine Verbesserung und der Stoffwechsel funktioniert auf einmal wieder besser, die Haut beginnt zu strahlen, körperliche Beschwerden können verschwinden und man fühlt sich allgemein wieder rundum wohler als vor dem Fasten. Somit können wir daraus schließen, dass uns basendominierte Mahlzeiten gut tun, und auch förderlich sind für unsere Gesundheit und unser allgemeines Wohlbefinden.

Ökopharm44®: Wie beeinflusst die Dauer des Fastens die Intensität und Effizienz der Autophagie im Körper?

Christine Gaetz-Kettner: Beim Autophagiefasten isst man abwechslungsreich und vorwiegend basisch. Eine Mindestdauer von 3 Tagen und eine 16-stündige Essenspause, oder auch mehr, sind empfehlenswert, um den Recyclingprozess im Körper zu starten und um erste positive Effekte bemerken zu können. Bei gesundheitlichen Einschränkungen, Beschwerden oder Vorerkrankungen empfiehlt es sich immer einen Arzt oder eine Ärztin zu konsultieren.

Ökopharm44®: Welche Nahrungsmittel können die Autophagie unterstützen oder hemmen?

Christine Gaetz-Kettner: Wasser, ungesüßte Getränke, Tee und schwarzer Kaffee unterbrechen die Autophagiephase nicht. Sobald jedoch etwas gegessen wird, wird der Zellreinigungsprozess unterbrochen. Als unterstützend für den Zellreinigungsprozess gelten unter anderem Weizenkeime, Äpfel, Birnen, Pilze, Grapefruits, Sojabohnen, Trauben und Sprossen.

Infobox: All diese Lebensmittel sind zugleich auch basenbildend im Körper. Dadurch wird der Säure-Basen-Haushalt zusätzlich unterstützt.

Ökopharm44®: Gibt es bestimmte Lebensstilfaktoren, die die Autophagie negativ beeinflussen können, und wie können sie minimiert werden?

Christine Gaetz-Kettner: Nachdem man bei der Autophagie über 16 Stunden oder mehr keine Nahrung zu sich nimmt und auf eine ausreichende Flüssigkeitsmenge achtet, wirkt sich das nicht negativ aus.

Ökopharm44®: Welche Rolle spielt regelmäßige körperliche Aktivität beim Fasten und der Förderung der Autophagie?

Christine Gaetz-Kettner: Regelmäßige Bewegung und Sport tragen allgemein zu einem gesünderen und besseren Lebensstil bei und können auf natürliche Weise Übergewicht vorbeugen. Körperliche Aktivität  stärkt unsere Knochen, Bänder und Sehnen, sorgt für eine bessere Laune und verbessert unsere Leistungskraft.

Ökopharm44®: Inwiefern können individuelle Unterschiede wie Alter, Geschlecht und Gesundheitszustand die Autophagie während des Fastens beeinflussen?

Christine Gaetz-Kettner: Alter, Geschlecht, Gewicht, sowie der jeweilige Gesundheitszustand können sich auf den Zellreinigungsprozess auswirken. Auch der Grund- und Leistungsumsatz jedes Einzelnen spielt dabei eine große Rolle und wie viel der Körper bereit ist, herzugeben. Auch ob ich daheim faste und nebenbei arbeite oder ob ich mir eine „Urlaubsfastenwoche“ gönne, ist von Bedeutung und hat Einfluss auf den Autophagieprozess.

Ökopharm44®: Sie bieten auch ambulantes Fasten an. Wie funktioniert das?

Christine Gaetz-Kettner: Ambulantes Fasten bedeutet Fasten daheim am Wohnort, denn nicht immer klappt das mit dem Urlaub. Die positiven Nebeneffekte des Fastens verstärken sich aber, wenn man während des Fastens nicht arbeiten muss und sich ganz dem Prozess hingeben kann. Ich begleite Einzelpersonen, Paare und Gruppen. Wir treffen uns dabei täglich oder mehrmals die Woche, um uns auszutauschen, Bewegung zu machen und Wissenswertes rund ums Fasten zu erfahren, denn gemeinsam geht es bekanntlich leichter als alleine. Dass ich als ärztlich geprüfte Fastenleiterin beim „Urlaubsfasten“ rund um die Uhr zur Verfügung stehe, ist dabei selbstverständlich.

Alle Informationen zum Coaching: https://www.fastenistmehr.at/

Ökopharm44®: Fast-Saften kann eine Alternative sein. Wie funktioniert das genau?

Christine Gaetz-Kettner: Beim Saftfasten wird freiwillig für mindestens 5 Tage auf feste Nahrung verzichtet. Die täglichen Mahlzeiten bestehen aus frisch gepresstem Obst- oder Gemüsesaft und einer klaren Gemüsesuppe. Man trinkt täglich 2-3 Liter Wasser und ungesüßten Kräutertee. Beim Saftfasten genießen Magen und Darm eine Auszeit und durch eine einmalige Darmentleerung zu Beginn und Einläufen zwischendurch verspürt man während der Fastentage keinen Hunger. Ich kann sehr empfehlen, sich professionell begleiten zu lassen, um mögliche Fehler zu vermeiden und gleichzeitig jederzeit jemanden zu haben, der alle Fragen rund um das Thema beantworten kann und zur Seite steht, sollte eine mögliche Fastenkrise auftauchen.

Ökopharm44®: Wie kann ich am besten säurebildende Lebensmittel vermeiden? Gibt es einfache Tipps, die ich im Alltag integrieren kann?

Christine Gaetz-Kettner: Wie bereits erwähnt, muss man nicht zur Gänze auf säurebildende Lebensmittel verzichten, denn es gilt eine Empfehlung, sich täglich 70:30 mehrheitlich basisch zu ernähren. Einfache und gut umsetzbare Tipps und Rezepte bekommt man im Laufe einer begleiteten Basen- oder Intervallfastenwoche und erfährt gleich am eigenen Leib, wie sich das positiv auf den Körper und den Stoffwechsel auswirken kann.

Fazit

Insgesamt zeigt sich, dass Fasten weit mehr ist als nur eine zeitlich begrenzte Ernährungsmethode. Es ist ein Akt der Selbstfürsorge, der uns dazu ermutigt, auf unseren Körper zu hören und ihm die Aufmerksamkeit und Pflege zu geben, die er verdient. Durch Fasten können wir nicht nur unsere Gesundheit fördern, sondern auch eine innere Balance finden und uns bewusst Zeit nehmen, um zu entschleunigen und unseren Körper und Geist zu regenerieren. Es ist eine Gelegenheit, uns selbst zu begegnen, uns zu reflektieren und unser Wohlbefinden auf ganzheitliche Weise zu stärken.